Mein Wechsel von Nikon zu Canon – was mich an der D800 stört und was die 5D besser kann

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Manchmal ist es Zeit für Veränderungen und lange habe ich über diesen Schritt nachgedacht. Schon lange bin ich treuer Nikon Nutzer gewesen. Begonnen hat alles mit einer D90 und enden wird es nun mit der D800.

Die Nikon D700 war ein gutes und zuverlässiges Arbeitsgerät. Ich habe gerne mit ihr fotografiert und die Bilder waren stets zufriedenstellend. 12MP erschienen zunächst wenig, doch im Endeffekt betrachtet, fotografiere ich zu 90% fürs Web und die Abzüge, die ich mir machen lasse, haben allenfalls Postkartenformat.

Doch musste ich die neue D800 haben, dieses mit Testosteron beladene Monster, mit 36 MP. Der Chip übrigens von Sony und nicht aus eigener Herstellung, was etwas enttäuschend ist. Es sollte die Kamera schlechthin sein und mein neuer Wegbegleiter für die nächsten Jahre. Schon im Januar hatte ich die Kamera vorbestellt und musste noch zwei Monate ungeduldig warten. Als sie dann da war, war die Freude groß. Vor allem auch, weil ich nun endlich Videos damit produzieren konnte. Zudem war die D700 etwas in die Jahre gekommen und neben der nicht vorhandenen Videofunktion störte mich auch der umständliche Live View Modus. Auch das Spiegelgeräusch wurde zunehmend lauter.

Der Weg zum Umstieg

Doch mit der Zeit stellte sich Ernüchterung ein, denn die Kamera war in vieler Hinsicht auch ein Rückschritt. Ein Rückschritt zur Langsamkeit, ein Rückschritt in der Ergonomie und ein Rückschritt in der Wiedergabe. Im einzelnen bedeutet dies eine geringere Bildrate, ein schlechteres Handling und ein grünstichiges Display. Zum anderen produziert die Kamera ungeheure Datenmengen, die zum einen viel Speicherplatz, zum anderen in der Bearbeitung aber auch enorm viel Rechenpower für die Bearbeitung benötigen.

Doch das sollte es nicht gewesen sein in der Geschichte. So rief Nikon bereits nach einem Monat die Akkus wegen defekt zurück und auch mit dem linken Fokusmessfeld gab es ein Problem. Ganz zu Schweigen natürlich von dem Displayproblem. Wer mit der Kamera wirklich sein Geld verdienen muss hat hier seine Probleme, denn für das Einschicken ging auch eine Woche drauf und das Problem mit dem Display besteht nach wie vor.

Schon während der Zeit hatte ich oft links und rechts geschaut. Kollege Kim hat eine 7D und auch mein Vater war von Nikon auf Canon gewechselt. Im Dezember dann hatte ich die Möglichkeit mal ein wenig mit der 5D Mark III herumzuspielen. Zunächst etwas orientierungslos in der Bedienung, fand ich mich dann schnell zurecht und merkte schnell die Vorzüge der Kamera. Meine Entscheidung zum Wechsel festigte sich.

Nachdem ich dann auch für ein paar Wochen die Canon EOS M hatte und nebenbei immer die 5D Mark II meines Vaters genutzt hatte war der Entschluss gefallen. Ich wechsele. Auch meine Gespräche mit Ben und Thomas, die beide Canon nutzen, festigten meinen Entschluss. Meine Entscheidung bekräftigte dann auch noch eine weitere „sinnlose“ Pressemitteilung von Nikon, dass man nicht auf die Linse hauchen soll, da man damit die Beschichtung der Linse zerstört.

Seit nunmehr rund einem Monat nutze ich die Canon 5D Mark III und bin sehr zufrieden damit. Eine Auswahl gemachter Fotos mit der Kamera hänge ich euch am Ende noch einmal an. Zudem wird es in den kommenden Wochen weitere Beiträge zur Kamera geben, vor allem Tutorials zu einzelne Funktionen wie HDR, Benutzerdefiniertes Setup, Autofokus Feinjustierung, Manuelle Sensorreinigung,… Da ich die Bedienung nun selber wieder erlernen muss und es sicherlich den ein oder anderen Umsteiger mehr gibt, sicherlich eine sehr gute Hilfestellung für den schnellen Einstieg.

Was kann die Canon besser?

Doch was ist nun genau besser an der Kamera bzw. vermisse ich eventuell auch etwas von der Nikon? Vorab dazu vielleicht zunächst eine kurze Beschreibung, was ich primär fotografiere und was ich von der Kamera erwarte. Wichtig ist mir ein schneller und präziser Autofokus. Zudem fotografiere ich ungern mit Blitz und versuche so gut es geht das Umgebungslicht zu nutzen. Deshalb fotogarfiere ich oft mit hohen ISO Werten. Ebenso habe ich mir für verschiedene Situationen Sport, Landschaft, Quick & Dirty eigene Profile angelegt, auf die ich schnellen Zugriff haben möchte.

Benutzerdefinierte Profile

Als Besitzer einer D800 wird man schnell merken, dass der Fit hier nicht mehr gegeben ist. Besonders auf die personalisierten Einstellungen zuzugreifen ist bei der D800 ein wildes Tasten gedrücke, während man auf der 5D einfach nur das Auswahlrad auf C1, C2 oder C3 stellt. Nikon hat mit der D7000 zwar bewiesen, dass sie das auch können, aber irgendwie vergessen im Profibereich zu implementieren. Warum weiß niemand.

ISO

Angesprochen hatte ich eben auch die hohen ISO-Werte. Es ist kein Geheimnis, dass bei hoher Pixeldichte das Rauschverhalten zunimmt und so ist leider auch das Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten nicht das gelbe vom Ei gewesen. Kann man Bilder der 5D noch bis ISO 12.800 gut nutzen ist dies ungefähr mit ISO 3.200 der D800 zu vergleichen. Damit führte sie mich oft an die Grenzen bzw. eine stärke Nachbearbeitung war erforderlich. Aber auch insgesamt, ISO hin oder her, finde ich den Output direkt aus der Kamera besser bei der 5D.

Kontrollmonitor

Den Kontrollmonitor der D800 brauche ich glaube ich nicht noch einmal erwähnen. Der hat einen Grünstich. Zudem ist der Monitor bei der 5D besser ablesbar und besitzt eine Anti-Fett-Beschichtung. Zumeist reibt man beim Fotografieren ja doch mit der Nase über den Bildschirm. Zurück bleibt ein Fettschleier. Nicht so aber bei der 5D. Natürlich eliminiert die 5D das Fett nicht, aber das Display ist nicht so ölig. Abhilfe hatte ich bei der D800 mit einem GGS Echtglas Schutz gefunden.

Ergonomie

Ein weiterer Punkt ist die Ergonomie. Die 5D liegt eindeutig besser in der Hand. Zum einen ist das Gummi griffiger, zum anderen sind auch die Vertiefungen für die Finger und die Mulde für den Daumen prägnanter ausgeformt. Der Daumen hat insgesamt mehr halt nach rechts und rutscht nicht weg. Ebenfalls ergonomischer ist die Tastenanordnung. Bei der Canon kann man alle Parameter während des Fotografierens mit einer Hand steuern, wo man bei Nikon bspw. für ISO und Weißabgleich immer eine zweite Hand benötigt. Zudem ist bei der 5D nach langen Jahren auch der Knopf für die Schärfenvorschau an die richtige Stelle gerückt und lässt sich direkt bedienen.

Autofokus

Komme ich nun zu einem letzten Vorteil. Die Autofokus Messfelder. Es sind mehr, was mir eigentlich gar nicht so wichtig war. Vielmehr hat sich dieser Vorteil auch erst in der Benutzung herausgestellt, ohne das ich ihn vorher wusste. So kann man nämlich in der Sucher Auswahl, wo man den Fokuspunkt ja mit dem Cursor auswählen kann, verschiedene Felder für die Auswahl deaktivieren. Das bringt den Vorteil, dass man schneller von Links nach rechts und oben und unten switchen kann ohne das man von komplett links nach komplett rechts alle 11 Felder zappen muss.

Vorteile Nikon

Integrierter Blitz

Hat die Nikon auch noch ein paar Stärken, die ich bei der 5D vermisse. Zum einen fand ich den integrierten Blitz ganz hilfreich. In Notsituationen, wenn man denn doch den einen Moment haben will und es zu dunkel ist, oder bei Gegenlicht einen Bereich aufhellen möchte, dafür war der Blitz wirklich gut. Nun muss ich immer einen externen Blitz mitschleppen.

Objektivkorrektur

Des Weiteren hatte Nikon eine bessere Korrektur. In der Firmware waren so gut wie alle Linsen der letzten 20 Jahre hinterlegt. Somit konnte man schon für die jeweilige Aufnahme eine Korrektur der Verzeichnung, Vignettierung und Aberration vornehmen. Ich hab dies so gut wie immer genutzt, um mir eine spätere Nachbearbeitung zu ersparen. Bei Canon muss ich dies nun wieder. Zwar sind auf der Kamera auch einige Profile installiert, aber nur für wenige Objektive. Zudem ist keine Korrektur der Verzeichnung möglich. Und gerade das 17-40mm Objektiv, welches ich oft nutze, hat eine relativ starke Verzeichnung.

Entweder kann man es Bild für Bild mit dem Canon eigenen RAW Converter korrigieren, oder man begnügt sich mit dem RAW Konverter von Lightroom und kann dann hier eine Stapelverarbeitung mehrerer Bilder vornehmen, was dann wieder den Arbeitsgang erleichtert.

Aber man kann im Leben nicht immer alles haben und so muss ich bei der Canon 5D Mark III auch ein paar Abstriche machen. Allerdings überwiegen für mich die positiven Eigenschaften und ich würde sie aktuell nicht wieder gegen die Nikon D800 eintauschen wollen.

Fazit

Abschließend bleibt wirklich nur zu sagen, dass Nikon und Canon im Rennen um die beste Kamera im Semi-professionellen Segment die Plätze getauscht haben. Die 5D ist einfach vielseitiger einsetzbar und liefert aktuell die bessere Performance. Pixel Junkies werden vermutlich immer noch zur D800 tendieren, aber was bringen die ganzen Megapixel wenn ich mir das Bild doch nur auf dem Monitor anschaue?

Beispielbilder

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5 comments

  1. Ben 6 Juni, 2014 at 10:55 Reply

    Wirst du von Canon bezahlt?

    In jedem Test kann man lesen, dass die D800E der Canon 5D Mark III leicht überlegen ist. Besonders wird immer das extrem gute Handling und der nicht zu übertreffende Dynamikumfang beschrieben. Auch interessant fand ich, dass fast jeder Test sagt, dass die D800 eine Spur besser in der Hand liegt. ;)

  2. Camillo 7 Juni, 2014 at 10:09 Reply

    Schön wärs. Leider nein. Habe die KAmera auch nur mit der D800 mit AA-Filter verglichen. NAch längerer Nutzung der 5D kann ich die von mir beschriebenen Vorteile immer noch unterstreichen, wobei einige Sachen sicherlich auch immer etwas subjektiv sind und vom eigenen Geschmack abhängen. Was den Grigff angeht sihet man auf dem Foto denke ich deutlich, das die Daumenmulde deutlich prägnanter ausgeformt ist, was in meine Händen für eine deutlcih bessere Griffigkeit sorgt.

  3. Jazzie 3 Mai, 2015 at 23:57 Reply

    Hättest Dir besser die D750 geholt. Ich bin von der 5D III zur Nikon gewechselt. Was die in Sachen ISO leistet, auch dynamikmässig, sorry aber da kann die 5er einpacken. Und wie gesagt ich hatte beide, und gebe die D750er nicht mehr her. Zudem ist die 5D III auch nicht mehr die neuste.

    Guck mal die Tests zur 750er, sie kriegt überall Höchstnoten, egal wo. Und das nicht ohne Grund. Canon ist mir einfach zu teuer geworden im Vergleich zu Konkurrenz, und das krasse, die
    750er kostet nur die Hälfte des Preises den ich dazumals für die 5er hinlegen musste. Bereue den Wechsel gar nicht im Gegenteil.

    Gruss Sam

  4. Camillo 6 Mai, 2015 at 09:31 Reply

    Hallo Sam,
    mitlerweile ist der Bericht ja nun auch schon zwei Jahre alt. Die D750 habe ich mir auch angeschaut und sie ist wirklich eine klasse Kamera. Als Kompromiss nutze ich aktuell ganz gerne die Fuji X-T1.

    Beste Grüße,
    Camillo

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