Kritik | Shift 2: Unleashed

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Ein letztes Mal heulen die Motoren auf. Schon fällt die Startflagge. Kurven werden mit Feingefühl gefahren, bei den langen Geraden wird das Gaspedal gnadenlos auf Anschlag getreten. Wer damit seinen Gegnern noch nicht entweichen kann, der zündet das Nitro und fliegt zum Sieg. Auf diesem Spielsystem basierten bereits die letzten beiden Vorgänger der “Need for Speed”-Reihe aus dem Hause Electronic Arts. Auch “Shift 2: Unleashed” ist ein reines Rennspiel auf abgesperrten Pisten. Auf die ebenso bekannten wie beliebten illegalen Straßenduelle mit anschließender Verfolgungsjagd gegen die Polizei wird hingegen verzichtet.

Doch “Shift 2: Unleashed” ist auch nicht für romantisierende Anhänger der “NfS”-Serie gedacht. Das Spiel richtet sich vielmehr an die Freunde des gepflegten Bleifußes, die den Asphalt so richtig zum Glühen bringen können. Wer sich nicht zuvor bereits in ähnlichen Spielen des temporeichen Genres warmgefahren hat, der dürfte in diesem Game schnell seinen Meister finden. Zu aggressiv ist die künstliche Intelligenz der Gegner, zu realitätsgetreu sind die Eigenschaften der Autos und der Strecken umgesetzt. “Unleashed” gehört nicht zu jener Sorte an Spielen, die Fehler mitleidig übersehen – sondern zu jenen, die sie kompromisslos ausnutzen.

Auf mehr als 70 Strecken stehen dem Hobby-Rennfahrer mehr als 120 Autos zur Verfügung. Das ist anfangs recht abwechslungsreich. Doch ist schnell zu merken, dass viele der Routen mehrfach vorkommen. Ebenso verhält es sich bei den Boliden: Oft sorgt nur ein anderer Anstrich sowie ein besseres Feintuning für die Unterscheidung zu einem ähnlichen Modell. Dennoch hat EA neben den großen Rennstrecken wie Monza und dem Nürburgring auch mit den bekanntesten Automarken nicht gegeizt und lässt den Speedfanatiker mit allen Nobelkarossen des Rennzirkus fahren.

Wie immer geht es auch hierbei um den Sieg. Dieser bringt neben schönen Pokalen auch wichtige Punkte, die in der Endabrechnung einen Titel bedeuten können. Mit der Zeit steigert sich der Fahrer und kann an weiteren Meisterschaften teilnehmen und somit letztlich gegen die Besten ihrer Zunft antreten. Doch ist der Weg dorthin schwer. Denn nicht nur auf bestens ausgerüsteten Rennstrecken finden die Läufe statt. Mitunter müssen nostalgische Routen durch unwegsames Gelände bezwungen werden. Ebenso sind die nachts stattfindenden Wettkämpfe stets ein Highlight. Leider begeht EA auch dieses Mal den Kardinalfehler, die Drift-Herausforderung zur Aufstiegsvoraussetzung zu erheben.

Dagegen ist das Spiel grafisch auf einem sehr hohen Niveau. “Unleashed” setzt sicher keine neuen Maßstäbe, kann aber mit einer sehr realistischen Darstellung aufwarten. Auch der Sound lässt das Rennfieber erst so richtig auf Touren kommen und ist fein auf das jeweilige Spielgeschehen abgestimmt. Doch wird das den Frust nicht lindern, der angesichts des hohen und für Anfänger völlig ungeeigneten Schwierigkeitsgrades stets aufkommt. Bereits kleine Berührungen mit dem Gegner werfen uns nicht nur aus der Spur, sondern meist auf den letzten Platz des Rankings. Wer mit solchen Niederlagen umgehen kann, für den ist “Shift 2: Unleashed” jedoch eine passende Herausforderung.

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