Kritik “Nachtzug nach Lissabon” – mit Jeremy Irons, Melanie Laurent, Jack Huston, Martina Gedeck
Der Lehrer Raimund Gregorius ist ein Gewohnheitsmensch, dessen Leben in geordneten Bahnen verläuft. Doch eines Tages wird sein Alltag unvermittelt durcheinander gebracht, als er auf dem Weg zur Arbeit eine junge Portugiesin vor dem Selbstmord bewahrt. In der Manteltasche der mysteriösen Fremden findet er ein Buch, dessen Autor Amadeu de Prado ihn zutiefst fasziniert. Zwischen den Seiten des Buches entdeckt Raimund außerdem ein Zugticket nach Lissabon. Er folgt einer spontanen Eingebung, steigt in den Zug und begibt sich in Lissabon auf die Suche nach Amadeu. Doch je mehr er über den Arzt, Poeten und Philosophen erfährt, desto mehr nähert sich Raimund auch seinem eigenem Selbst.
Linda meint
“Wir lassen etwas zurück, wenn wir einen Ort verlassen, wir bleiben dort, obgleich wir wegfahren. Und es gibt Dinge an uns, die wir nur dadurch wieder finden können, das wir dorthin zurückkehren.” So ein Auszug aus dem wunderbaren Buch “Nachtzug nach Lissabon” von Pascal Mercier, an dessen filmische Umsetzung sich Bille August (“Fräulein Smillas Gespür für Schnee”, “Les Misérables”) gewagt hat.
Der Däne hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass er ein Händchen für Literaturverfilmungen hat. Bei “Nachtzug nach Lissabon” hat er sich allerdings einen recht schweren Brocken vorgenommen. Denn wer den Roman kennt, weiß, dass er von einer gewissen Melancholie und Wortgewalt lebt. Von Poesie, die dem Papier nahezu Flügel verweilt und dazu animiert, bestimmte Zeilen immer und immer wieder zu lesen. August bringt diese durch den Hauptdarsteller und Leser, Jeremy Irons als Raimund Gregorius, zwar teilweise geschickt ein, erreicht aber nicht die Intensität der Vorlage.
Das gilt für die Weltbeststeller-Verfilmung leider im Gesamten. Der Film lebt zwar von traumhaften Bildern und Lissabon an sich ebenso wie von vielen gut gewählten Schauspielern aus ganz Europa, er verpasst aber irgendwie diesen gewissen Reiz, den man sich erhofft hat. Diese Magie, die sich im Buch entfaltet.
Fazit
Poetisch, voll südlichem Charme und einem Cast, der vielleicht nicht ganz so prominent hätte sein sollen, zaubert Bille August einen Film, der mit auf eine Reise nimmt und dennoch sein Ziel ein wenig verfehlt. Sehenswert ist “Nachtzug nach Lissabon” aber allemal. Nicht für jeden, aber auf jeden Fall für Träumer, Denker und Liebhaber literarischer Kost.
Wertung
7/10
“Nachtzug nach Lissabon” wird ab dem 30. September 2013 auf DVD und Blu-ray Disc sowie als Download erhältlich sein. Mehr Infos zum Film gibt es bei Facebook.