Kritik | HDR Fotografie – Aufnahme, Entwicklung und Nachbearbeitung – von Fructose Navarro – erschienen bei Addison-Wesley

Share:

HDR bzw. HDRI ist keinesfalls eine neue Technologie, sondern wurde bereits in den 1950er Jahren erforscht und entwickelt. Aktuell erlebt die Technik in der digitalen Fotografie jedoch eine Art Renaissance und erfreut sich immer größerer Beleibtheit. Bevor ich nun auf das Buch eingehe, möchte ich zunächst einige einführende Worte zur Technologie sagen.

Worum geht es bei HDR bzw. HDRI. Die Abkürzung steht für High Dynamic Range Image und heißt so viel wie Bilder mit hohem Dynamikumfang. Warum braucht man so etwas? Ganz einfach! Die Technik ist heute noch nicht in der Lage (bis auf sehr wenige Ausnahmen), die Wirklichkeit, die wir mit unseren Augen sehen, digital festzuhalten. Das menschliche Auge hat einen Dynamikumfang von 1.000.000:1, was verständlich so viel meint wie, dass wir unterschiedliche Helligkeitsabstufungen sehr gut und detailliert wahrnehmen können. Bei Digitalkameras liegt dieser aber deutlich darunter mit nur etwa 1000:1. Besonders bei einer inhomogenen Lichtaufteilung kann der Chip also nur einen Bruchteil verarbeiten und eine bestimmte Lichtsituation korrekt darstellen. Am Besten zeigt sich dies an folgenden Beispielbildern:

Abbildung Außen korrekt, Innen dafür zu dunkel

Innen korrekt belichtet, Außen dafür sehr stark überbelichtet

Wahrnehmung des menschlichen Auges, hier zusammengefügtes HDR Bild

Was wir bei diesen Aufnahmen verändert haben sind jeweils die Belichtungszeiten. Für den Außenbereich bspw. brauchen wir eine recht kurze, für den Innenraum jedoch eine wesentlich längere Belichtungszeit. Das Auge kann diese Unterschiede von ganz alleine ausgleichen, die Kamera jedoch nicht.

Das Prinzip von HDR ist also nun, Bilder mit verschiedenen Belichtungsreihen zusammenzufügen, um ein realistisches Bild der Aufnahmesituation zu zeigen und sowohl den Innenraum als auch Außen korrekt belichtet wiederzugeben. Hier ein weiteres Beispiel:

Auch lassen sich mit der HDR Technologie wesentlich mehr Details aus einem Bild herausholen, da bestimmte Bereiche, die sonst komplett schwarz oder weiß gewesen wären, durch die verschiedenen Belichtungen mehr Zeichnung erhalten.

Dies soll es aber erst mal zur Einführung gewesen sein, denn wer sich dafür interessiert und tiefer in die Materie einsteigen will, dem empfehle ich das Buch HDR Fotografie aus dem Addison-Wesley Verlag. Und damit nun zur Buchbesprechung:

Fand ich gut
Das Buch gibt wirklich einen sehr umfassenden Einblick in die HDR Technologie. Die Problematik die dahinter steckt, die ich versucht habe oben kurz abzureißen, wird sehr umfassend erklärt, sodass man sich sehr gut in die Lage hineinversetzten kann und auch die Situationen beurteilen kann, wann sich eine HDR Aufnahme lohnt und wann nicht.

Man wird langsam an das Thema herangeführt und bekommt zunächst das Rüstzeug vermittelt, seine eigenen Belichtungsreihen zu erstellen. Voraussetzung hierzu ist jedoch immer noch, dass man den Umgang mit seiner Kamera beherrscht, auch wenn zu Nikon und Canon einige Hilfestellungen gegeben wurden, wo man die entsprechenden Optionen findet.

Neben der Erstellung des Bildmaterials wird dann auf verschiedene Programme wie bspw. Phtomatix oder Photoshop eingegangen, die den weiteren HDR Workflow bestimmen, denn irgendwie müssen die verschiedenen Aufnahmen ja noch zusammengefügt werden. Die Programmfunktionen werden umfassend erklärt und animieren direkt zum ausprobieren. Wer noch keine eigenen Aufnahmen gemacht hat, kann auch erste Gehversuche mit den Aufnahmen aus dem Buch machen, die sich alle auf der beigelegten DVD befinden, wie auch die Demoversionen zu den vorgestellten Programmen.

Positiv zu erwähnen sind auch die zahlreichen Beispielbilder, die einen guten Eindruck vermitteln von dem, was man mit HDR alles machen kann und die einen zu eigenen Ideen inspirieren.

Kann man besser machen
Auch wenn das Buch die Informationen wirklich sehr gut vermittelt, fand ich es manchmal etwas anstrengend zu lesen, da die Sätze nicht wirklich immer einen „flow“ bzw. „drive“ hatten sondern Teils sehr abgehakt waren. Dies resultiert vermutlich aber auch aus einer englischen Übersetzung, sodass der Mangel nicht ganz so schwer wiegt. Darüber Hinaus sind einige Passagen sehr redundant geschrieben und vieles Wiederholt sich, bleibt dafür dann aber auch im Kopf.

Etwas komischer finde ich hingegen den letzten Teil, wo auf einmal zum Thema Aktfotografie geschwenkt wird, was mit dem vorrangegangen Inhalt etwas inkonsistent wirkt. Meiner Meinung nach: Raus damit!

Fazit
Für mich ein rundum gelungenes Buch, das seinem Thema gerecht wird. Das Buch versorgt einen mit dem nötigen Basiswissen und begleitet einen durch den kompletten Workflow.

Voraussetzung für das Ganze ist natürlich eine gewisse Erfahrung mit dem Umgang seiner Kamera. Aber für den, der sich mit dem Thema auseinandersetzten will, eine hervorragende Lektüre.

Das Buch gibt es zu einem Peis von 39,80Euro bspw. auf Amazon.de. Bleibt nur noch zu sagen: Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren!

In den kommenden Wochen werden wir euch noch weitere Bücher von Addison-Wesley zum Thema Fotografie vorstellen und auch das Eine oder Andere Exemplar an euch verlosen.

Weitere Beispielbilder von mir findet ihr auf meinem Blog camillopfeil.de oder demnächst auch auf Flickr (werde ich dann hier später verlinken).

Share:

1 comment

Leave a reply

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.