Entwicklung bei Audi – Gegenwart und Zukunft des Infotainment

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Audi MMI Generationen A3, A6, A7, TT

In der vergangenen Woche öffnete Audi mir die Werkstore und gab einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen und Entwicklungsprozesse im Bereich Technologie. Bevor es allerdings in die Entwicklerküche ging, durften Mikhail und ich zunächst das aktuelle Facelift des Audi A7 in der ultra Variante fahren. Ultra steht dabei nicht nur für Leichtbau sondern auch für die effizienteste und sparsamste Variante des Fahrzeuges, die mit einem 3.0 Liter Dieselmotor und 218 PS unter der Haube werkelt. Mit nur 4,7 Liter Normverbrauch ein absolut großartiger Motor.

Audi A7 ultra

Bei der Fahrt fiel mein Augenmerk sofort auf das Kombiinstrument. An diesem hat sich ein kleines Detail zum Vorgänger verändert. Während für die Navigation sonst nur eine Pfeilansicht zur Verfügung stand, wird nun die Google Maps Karte, welche man auch im Hauptbildschirm sieht, dort eingeblendet. So muss der Fahrer seinen Blick nicht mehr zur Seite abwenden, sondern hat alles vor sich im Blick.

Navigationsinformationen im Kombiinstrument/Tacho Audi A7

Audi A7 Infotainment

Eine interessante Entwicklung gab es hierzu auch im Audi Labor beim Thema Displaytechnologien zu sehen. Hier wird derzeit an einem neuen Head-Up Display gearbeitet, welches die Fahrerinformationen nicht nur auf die Scheibe projiziert, sondern die Informationen quasi genau auf die Straße vor einem legt. Ebenso wird an einer Darstellung von bspw. Abbiegungen mit mehreren Ebenen in 3D gearbeitet.

Weiterhin sind in der Kombination mit dem iPhone/Android Smartphone und der Audi MMI App die Dienste Aupeo und Napster in das System integriert worden. Allerdings wird wie gesagt ein Smartphone hierfür benötigt sowie eine Internetverbindung, die über das Smartphone oder das Fahrzeug selbst (hierfür wird eine SIM-Karte Benötigt) genutzt werden kann. Eine Spotify Integration gibt es leider immer noch nicht.

Audi Tablet

Eine großartige Neuerung war das bereits auf der CES vorgestellte Audi Tablet auf Android 4.4 Basis, welches das aktuelle Rear Seat Entertainment ersetzten soll. Warum ein eigenes Tablett? Die Frage wurde schnell mit einer Crash Test Demonstration beatwortet, die das Crash Verhalten eines iPads und im Vergleich dazu des Audi Tablets zeigte. Während das iPad direkt zerspringt hält das Audi Tablet eine etwaigen Einschlag durch den Kopf stand und verhindert somit Verletzungen. Dadurch ist das Tablet natürlich etwas dicker und schwerer geworden. Zudem wurde es weiterhin auf die Bedürfnisse für die Nutzung im Auto optimiert. Das Display ist matt und somit nicht für Spiegelungen durch die Sonneneinstrahlung anfällig. Ebenso ist es nicht so Temperaturanfällig wie ein iPad. Jeder, der es schon mal in warmer Umgebung benutzt hat, kennt sicherlich die schöne Warnmeldung der Überhitzung. Dies soll hier nicht der Fall sein.

Audi Tablet Rear Seat Entertainment

Das Audi Tablet als Touristenführer

Das Tablet wird insgesamt nahtlose in das Fahrzeug integriert und ist per WLAN mit dem MMI verbunden. So lassen sich bekannte Funktionen wie Navigation und Multimedia über das Tab steuern und bspw. die Soundwiedergabe eines Films über die Bang & Olufsen Lautsprecher realisieren. Allerdings kann der Fahrer auch den Durchgriff des Tabletts in verschiedenen Stufen beschränken. Am Fahrzeug selbst befindet sich dann statt des festen Monitors nur noch eine Ladeschale für das Tablet.

Wie angesprochen basiert das Tablet auf dem Aktuellen Android 4.4 und bietet auch alle Funktionen eines „normalen“ Android Tablets. Man kann auf dem Tablett also ganz normal Anwendungen installieren bspw. Spiele für die Kinder. OPder man nutzt das Tablet ganz einfach als Mobile Office. Genauso gut kann man es natürlich auch daheim einsetzten. An sich eine gute Marktlücke, da es meines Wissens noch kein wirklich robustes Tablet mit solchen Eigenschaften gibt.

Im Zuge der immer weiteren Vernetzung der Fahrzeuge kam natürlich auch das Thema Updatefähigkeit auf. Muss man jedes Mal in die Werkstatt? Schon jetzt ist es bei den aktuellen Fahrzeugen möglich das Kartenmaterial per SD Karte zu aktualisieren. Der Service ist in den ersten drei Jahren kostenlos. Ein kommender Schritt wird sein, dass sich die Fahrzeuge über das Mobilfunknetzt selbst updaten können oder was bei großen Datenmengen sinnvoll ist sich per W-LAN mit dem Heimnetzwerk verbinden können. Der neue Audi TT ist in dieser Richtung bereits vorbereitet, aber bisher gibt es hier noch keine freigegebene Möglichkeit von Updates.

Audi phone box with wireless charging

Eine weitere Neuheit war die Erweiterung der Audi Phone Box um die Möglichkeit drahtlos sein Smartphone zu laden. An sich eine schöne und praktische Lösung, aktuell unterstützen dass die Smartphones aber nur über eine zusätzliche Hülle aber nicht direkt.

Haptikworkshop

Neben der ganzen Technik war ich allerdings sehr fasziniert von der Abteilung Haptik. Hier werden mit viel Liebe und Leidenschaft nicht nur die Bedienkonzepte von Morgen Entwickelt, sondern auch wie sich jede Taste anfühlt, wie sie klingt oder wie ihre Oberflächenbeschaffenheit ist. Am Beispiel des aktuellen Audi A3 wurde die Entwicklung der MMI Bedienlogik gezeigt. Fünf Jahre hat es insgesamt von der ersten Idee bis zum serienreifen Produkt gedauert. Die Anordnung der Tasten, der Druckpunkt, die farbliche Gestaltung, die Größe des Drehrades. Alles wird genauestens erarbeitet. Warum? Der Mensch nimmt vieles (auch wenn unterbewusst) über die Hand wahr. Deshalb wurde beim Drücken auf die Knöpfe darauf geachtet, dass sie alle mit demselben Druck und Kraftaufwand zu bedienen sind. Ausnahmen machen hier die Parkbremse und Start/Stopp, da sie besondere Funktionen darstellen. Designt wurde auch der berühmte „Audi Klick“, also das Klicken, wenn man das Wahlrad dreht. Die Anzahl der Rasterungen ist je nach Größe genau definiert und hört sich in jedem Fahrzeug gleich an. Viel Liebe und Aufwand, die hier an jeder Stelle aufgewendet wird, um das perfekte Premium Erlebnis zu kreieren.

Entwicklung MMI Bedienkonzept und Haptik im Audi A3

Ein weiterer Hintergrund für das aufwändige Design ist die Erwartungshaltung des Menschen, die bei konventionellen Touchscreens teils verloren ist. Über Knöpfe und Drehregler bekommt der Mensch eine haptische und akustische Rückmeldung über seine Handlung. Gerade im Bezug auf die blinde Bedienungen des Systems ein nicht unerheblicher Faktor. So ist bspw. auch die Schreibfläche auf dem Drehrad in matter Ausführung, um eben zu signalisieren, dass hier geschrieben werden kann.

Was für die Haptiker das Klicken war im Hörlabor die perfekte Bühne. Das Auto an sich ist ein schwierig zu bespielender Klangkörper. Diesen mit dem perfekten Sound zu Füllen bedarf einer aufwändigen Analyse des Hörraums sowie einer exakten Abstimmung und Positionierung der Lautsprecher. Gerade bei den hochwertigen Systemen von Bang & Olufsen, welche im aktuellen Q7 vorgeführt wurden, stellen die Besitzer einen hohen Anspruch.

Hörprobe im Akustikraum

Messpuppen

Zunächst werden in einem entkoppelten Studio hochwertige Musikstücke gehört. Dieser Sound wird anschließend versucht im Auto zu reproduzieren. Hat man es geschafft eine gleichwertige Abstimmung zu erzielen, stellt das Auto hingegen einen sehr guten Hörraum dar, da er abgeschlossen und unveränderbar ist und keine Störquellen wie bspw. im Haushalt sind. Der Schritt dahin ist aber sehr komplex und aufwändig.

Zudem muss man bei der Entwicklung auf die veränderten Medien, die zugespielt werden, reagieren. Waren es vorher hochwertige Tonwiedergaben von CD, kommen heute komprimierte MP3s oder Streaming Dienste zum Einsatz. Trotzdem soll es super Klingen. Und das tat es auch.

Klangprobe des Bang & Olufsen Soundsystems im Audi Q7

Bang & Olufsen

Die Demonstration im Q7 war echt erstaunlich. Präzise werden Instrumente herausgearbeitet, jeder Anschlag einer Saite ist zu hören und je nach Tonlage auch durch den Bass zu fühlen. Die Stimme wird mit all ihren Nuancen präsentiert. Ein wahrer Ohrenschmaus, der hier serviert wird. Ein rollender Konzertsahl auf vier Rädern, wie ihn Audi verspricht, ist definitiv nicht gelogen. Ich habe schon viele Audiosysteme gehört, doch dies hart dem ganzen wahrlich die Krone aufgesetzt.

Weiterhin wird bei der Soundentwicklung auch auf die verschiedenen Käufergruppen eingegangen. A1 und A3 adressieren eine jüngere Käuferschicht, die auch eher jüngere Musik hört. Somit ist der Sound etwas Bass betont und warm. Je höher es in den Modellreihen geht, umso natürlicher und klarer wird der Sound. Ich als junge Zielgruppe finde die Differenzierung sehr gut, da ich tatsächlich lieber einen knackigen Bass möchte, als eine zu klinische Wiedergabe meiner Musik. Also alles richtig gemacht. Natürlich ist das nicht nur mein Gefühl, sondern basiert auf wissenschaftlichen Studien bzw. Befragungen.

In diesem Beitrag habe ich mir nur ein paar Themen des Tages herausgepickt. Weitere Themen findet ihr bei den Kollegen. Hier eine Liste der Beiträge.

Fotos: Audi AG

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